One-Leg Out Instant Credit Transfer Rulebook – der Startschuss für Cross-Border Instant Payments

Ann Kristin Mundt

Ann Kristin Mundt

Senior Consultant

  • 19.09.2023
  • Lesezeit 5 Minuten
Das One-Leg Out Instant Credit Transfer Rulebook Start
Key Takeaways
  • Einführung des OCT Inst Rulebook: Ab November 2023 gelten neue Regeln für grenzüberschreitende Echtzeitzahlungen in Euro, die von der Europäischen Kommission initiiert wurden, um internationale Instant Payments zu ermöglichen.

  • Rollen der Finanzdienstleister: Banken müssen die Rolle des SEPA-based Payee's PSP übernehmen, um am OCT Inst Scheme teilzunehmen, und können zusätzliche Rollen wählen, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.

  • Strategische Vorbereitung erforderlich: Finanzdienstleister sollten sich frühzeitig mit den strategischen Implikationen des neuen Regelwerks auseinandersetzen, um ihre Geschäftsmodelle anzupassen und Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Echtzeitzahlungen sind bereits in weiten Teilen der Welt verbreitet. Im SEPA-Raum sind Instant Payments seit 2017 verfügbar. Eine Gesetzgebungsinitiative der Europäischen Kommission sieht nun auch vor, stufenweise erst das Empfangen und einige Monate später auch das Senden von Echtzeitzahlungen verpflichtend zu machen. Auch in anderen Regionen sind bereits Echtzeitzahlungssysteme im Einsatz. So besitzen u. a. Brasilien, Indien und Singapur Systeme mit hohen Transaktionszahlen. Grenzüberschreitend gibt es allerdings noch keine Möglichkeit, in Echtzeit Geld zu überweisen. Auslandsüberweisungen sind häufig noch mit langen Ausführungszeiten und intransparenten Gebühren verbunden. Das kann sich jetzt ändern.

Instant Payments goes international

Im Bereich Cross-Border Instant Payments gibt es bereits viele Initiativen, die internationale Echtzeitzahlungen ermöglichen wollen. Beispiele hierfür sind Immediate Cross-Border Payments (IXB), Nexus und SWIFT Go. Diese und weitere Initiativen werden im PPI-Whitepaper zum Thema Global Instant Payments beleuchtet. Dabei kommen die Entwicklungen in dem Bereich nicht von ungefähr, auch die internationale Politik macht sich für effiziente und kostengünstige Auslandszahlungen stark. Die G-20-Staaten haben sich zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitende Zahlungen günstiger, schneller und transparenter zu machen und dafür eine Roadmap entwickelt. Die Europäische Kommission verfolgt das strategische Ziel, die Rolle des Euro im internationalen Kontext zu stärken – wichtiger Bestandteil sind auch hier Echtzeitzahlungen.

Auch das European Payments Council (EPC) als Interessengemeinschaft der europäischen Zahlungsdienstleister bringt sich in die internationalen Diskussionen ein. Das EPC verwaltet die SEPA-Schemes und somit seit Einführung 2017 auch das SCT Inst Scheme. Mit dem One-Leg Out Instant Credit Transfer (OCT Inst) Rulebook geht das EPC jetzt einen Schritt weiter.

Das One-Leg Out Instant Credit Transfer Rulebook

Im November 2023 tritt das neue OCT Inst Rulebook in Kraft. Es gibt Regeln und Formate für grenzüberschreitende Echtzeitzahlungen in Euro vor – konkrete Technologien zur Umsetzung müssen aber noch entwickelt werden. Noch besteht für Zahlungsdienstleister keine Verpflichtung, das OCT Inst Rulebook zu zeichnen und diese Form internationaler Echtzeitzahlungen anzubieten. Das Rulebook deckt folgende Szenarien ab:

  • Internationale Instant Payments: Instant Payments, bei denen ein beteiligter Zahlungsverkehrsdienstleister im SEPA-Raum und einer im Nicht-SEPA-Raum sitzt und wo mindestens der SEPA-Teil der Transaktion in Euro denominiert ist. Darunter fallen also etwa Eurozahlungen in die USA.
  • Cross-Currency Instant Payments innerhalb des SEPA-Raumes: Instant Payments innerhalb des SEPA-Raumes zwischen Euro und Nicht-Euro-Währungen (z. B. GBP, CHF)

Um Verwirrung zu vermeiden: Für Instant Payments innerhalb des SEPA-Raumes in Euro gilt weiterhin das bekannte SCT Inst Scheme, hier findet das OCT Inst Rulebook keine Anwendung. Den Anwendungsbereich von OCT Inst in Abgrenzung zu SCT Inst und anderen Schemes verdeutlicht die folgende Tabelle:

Für die Teilnahme am OCT Inst Scheme sieht das Rulebook unterschiedliche Rollen vor. Finanzdienstleister, welche sich für eine Teilnahme entscheiden, können individuell entscheiden, welches Angebot sie auf Basis von OCT Inst anbieten wollen und dann die entsprechenden Rollen einnehmen. Mindestens muss ein Finanzdienstleister die Rolle des SEPA-based Payee‘s PSP einnehmen. Das heißt, er muss eingehende OCT Inst verarbeiten können. Daneben kann eine Bank sich entscheiden, ihren eigenen Kunden OCT Inst im Ausgang anzubieten. Dafür muss sie zusätzlich SEPA-based Payer’s PSP werden. Euro-Leg Entry PSPs und Euro-Leg Exit PSPs fungieren als Bindeglied zwischen dem SEPA Euro-Leg und anderen Legs der Transaktion. Daneben kann man als OCT Inst Processor weitere Dienstleistungen erbringen. Die folgende Übersicht veranschaulicht das Zusammenspiel der unterschiedlichen Rollen:

Die Vorteile von OCT Inst als Verfahren für internationale Zahlungen liegen auf der Hand. Endkunden können von effizienteren Zahlverfahren mit höheren STP-Quoten profitieren. Banken können an andere Anbieter im Auslandszahlungsverkehr verlorene Geschäfte zurückgewinnen oder auch neue Geschäftsmodelle und damit verbundene Ertragsmöglichkeiten erschließen. Zudem muss ein OCT Inst-Zahlverfahren nicht komplett neu auf der grünen Wiese implementiert werden – das Format ist an das SCT Inst Rulebook angelehnt und ist international kompatibel, da es auf CBPR+ und IP+ basiert.

Das Rennen ist eröffnet – was sollten Finanzdienstleister jetzt tun?

Aktuell herrscht noch Unklarheit bezüglich der Umsetzung, obwohl der mögliche Starttermin nur noch wenige Monate entfernt ist.  Zudem regelt das Rulebook nur die SEPA-Seite der Transaktion. Für das Non-Euro-Leg bedarf es entsprechender Vorgaben, welche außerhalb des Wirkungsbereichs des EPC liegen.

Die Kopplung von Echtzeitzahlungssystemen ist ein vielversprechender Ansatz, internationale Instant Payments zu ermöglichen. OCT Inst bildet hierbei auf SEPA-Seite die Grundlage für internationale Echtzeitzahlungen.

Aufgrund der Unklarheit und der Freiwilligkeit des Schemes verhalten sich die meisten Finanzdienstleister noch abwartend. Allerdings sollte sich jede Bank frühzeitig mit den strategischen Implikationen auseinandersetzen und ein Impact Assessment durchführen. 

  • Wie sieht mein Geschäftsmodell im internationalen Zahlungsverkehr aus? 
  • Welche Angebote habe ich und welche Erträge sind damit verbunden? 
  • Welche Bereiche könnten durch OCT Inst ersetzt werden? 
  • Welche Services kann ich anbieten, um neue Geschäftsfelder zu erschließen?

Cross-Border Instant Payments werden perspektivisch auch im Auslandszahlungsverkehr zum Standard werden. Noch ist offen, wer davon profitieren und wer dadurch belastet wird. Finanzdienstleister sollten die strategischen Weichen stellen, um auf der richtigen Seite zu stehen. Das Rennen ist eröffnet!

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