Neben dem obligatorischen Zählen, Wiegen und Messen der bankgeschäftlichen oder prudenziellen Risiken dienen Stresstests dazu, Sollbruchstellen in der Risikotragfähigkeit über das normale Konfidenzniveau hinaus aufzuspüren. Dies kann regelmäßig oder anlassbezogen geschehen. Durch das methodische, szenariobasierte Auslenken bestimmter Risikofaktoren werden Konzentrationen und Diversifikationseffekte auf den Prüfstand gestellt. Die aus den Stresstests gewonnenen Erkenntnisse fließen einerseits in die turnusmäßige und fortlaufende Risikoinventur ein. Damit haben sie eine signifikante Bedeutung bei der Adjustierung des Limitsystems, bei der Kapital- bzw. Liquiditätsplanung sowie für die Evidenz der Risikostrategie. Andererseits können sie auch zur präventiven Schwellwertanalyse im Hinblick auf die obligatorische Sanierungs- und Abwicklungsplanung herangezogen werden.
Bankinterne Stresstests sind im Internal Capital beziehungsweise Liquidity Adequacy Assessment Process (ICAAP/ILAAP) verankert und im Design nach Art und Umfang institutsindividuell auszugestalten. Sowohl die Auswahl der Szenarien als auch die Bemessung von Schweregraden ist je nach Komplexität und Geschäftsmodell von Institut zu Institut verschieden. Die Wirksamkeit für das Risikomanagement und die angemessene Implementierung von Stresstests im IKS der Bank beurteilt die Aufsicht im Rahmen des Supervisory Review and Evaluation Process (SREP), was zu entsprechenden Kapitalzuschlägen auf Basis der Risikoprofilnote führen kann.