Zukunftsgerichtetes Risikomanagement beginnt im Rechnungswesen

Die Rolle des Bilanzbuchhalters hat sich in Zeiten von Finance 4.0 dramatisch gewandelt. Die Betrachtung der Rechnungslegung ist längst nicht mehr nur Blick zurück oder reine Dokumentationsaufgabe. Neben obligatorischen Rechnungslegungspflichten haben Bilanzierung und Accounting strategische Relevanz gewonnen und sind Teil des integrierten Bank- und Risikosteuerungsprozesses. Längst sind moderne Verfahren, Algorithmen und Techniken im Einsatz, um den Blick nach vorn zu schärfen.

Bilanzrisiken erfolgreich steuern

Im Rahmen einer integrierten Bank- und Risikosteuerung kommt es auf die Verzahnung der ökonomischen, regulatorischen als auch bilanziellen Steuerungskreise an. Nur dann lassen sich Wertschöpfungspotenziale erkennen und nutzen. Es geht primär um die Frage, wie sich ökonomische Risiken potenziell in der Bilanz- und Erfolgsrechnung niederschlagen und welche Vor- und auch Nachsteuerungsmaßnahmen wirksam sind. Einzelne ökonomische, aber auch prudenzielle Risiken wirken sich unterschiedlich auf die Bilanz aus und werden zudem von den jeweiligen Rechnungslegungsvorschriften nach Handelsgesetzbuch (HGB) und International Financial Reporting Standards (IFRS) unterschiedlich tangiert. Das erfordert eine präzise Analyse und die Etablierung von idealerweise IT-unterstützten Abstimmverfahren.

Den Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) entsprechend sind Abgleich und Plausibilisierung von Risikodaten auch mit den Daten aus Rechnungs- und Meldewesen vorzunehmen. Dies gilt insbesondere für die ökonomisch vom Risikocontrolling und bilanziell vom Rechnungswesen ermittelten Ergebnisdaten.

Das Verständnis über den Ausweis von Finanzprodukten und die Mechanik bilanzieller Risiken ist auch für die Risikosteuerung von großer Bedeutung und längst keine isolierte Domäne der finanziellen Rechnungslegung mehr. Denn nur dann gewährleistet die Bank ihre Risikotragfähigkeit und eine komplementäre Ertrags- und Kapitalplanung in der normativen Perspektive.

Verlustfreie Bewertung im Zinsbuch

Die Berücksichtigung ökonomischer Risiken in der Bilanz aufgrund erfolgswirksamer Bildung von Drohverlustrückstellungen (DVR) wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Eigenkapital und damit die Risikotragfähigkeit der Bank aus. DVR sind folglich auch ein ökonomischer Frühwarnindikator für Risiken in der periodischen Ergebnisrechnung. Aufgrund der Komplexität der Einflussfaktoren ist eine rechtzeitige Identifikation der Wirkungszusammenhänge und ihrer Implikation vorteilhaft.

Im Querschnittsthema Verlustfreie Bewertung unterstützt PPI Kreditinstitute auf unterschiedliche Art und Weise:

  • kritische Analyse und Review der verlustfreien Bewertung des Bankbuches gemäß Rundschreiben des Bankenfachausschusses BFA 3 neue Fassung – und zwar sowohl im Jahresabschluss als auch zur Beurteilung von Optimierungspotenzialen, Modellannahmen und barwertigen Bewertungsverfahren;
  • Review zur Systematik, insbesondere aus Sicht der Verbarwertung von Risiko- und Verwaltungskosten; 
  • Überleitungsrechnung in die komplementären regulatorischen und ökonomischen Steuerungskreise sowie die Risikotragfähigkeitsrechnung und zur Vermeidung von Doppelanrechnungen;
  • IT-technische Unterstützung zur Integration der redundanten Kalkulations- und Überleitungsrechnungen in das Risikomanagement-, Banksteuerungs- und Bilanzierungssystem

Kreditrisikovorsorge

Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und Wertpapiere sind Teil der bilanziellen Risikovorsorge. Bezüglich der periodischen Erfolgswirksamkeit sind sie ein wichtiges Steuerungsinstrument für das Kreditgeschäft. Effiziente Prozesse zur Aufbereitung der relevanten Finanz- und Risikodaten sowie ein effektives Monitoring und Reporting sind wichtige Instrumente zur Ableitung von Kennzahlen und darauf basierenden Steuerungsimpulsen.

Vorwarnindikatoren aus der Rechnungslegung

Operationelle Risiken können bei einer Materialisierung zu erheblichen finanziellen sowie Vermögensschäden und auch Reputationsverlusten führen. Bei einem tieferen Verständnis ihrer Mechanik sind sie über Vorwarnindikationen im Rechnungswesen identifizierbar. Moderne Analyseverfahren beziehungsweise der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im Rahmen der Fraud-Analyse sowie die Plausibilisierung von Finanz- und Erfolgsdaten auf Unregelmäßigkeiten helfen dabei, Risiken rechtzeitig zu identifizieren und zu mitigieren. Immer vorausgesetzt, das interne Kontrollsystem (IKS) ist darauf abgestimmt.

Unsere Kreditrisiko- und Prozessspezialisten verfügen über umfangreiche Erfahrungen bei der Analyse und Adjustierung der Kreditrisikomessung. Dabei ist uns die Verzahnung der Prozesse im Bereich Risikovorsorge, Monitoring und aufsichtliches Meldewesen über den gesamten Kreditgeschäftsprozess auf Basis der dafür notwendigen Risikodatenstruktur besonders wichtig.

Implementierung von Modellen in der Bilanzierung

Die Verwendung von Bewertungsmodellen im Rahmen der Bilanzierung und zur Fair-Value-Bewertung von Finanzprodukten sind inzwischen Standard. Auch beim bilanziellen Ausweisen von Kreditrisiken im Rahmen von IFRS9 zur Modellierung der „1-year and the lifetime expected credit losses (ECL)“ kommen Kreditrisikomodellansätze zur Anwendung. Voraussetzung ist, dass die Berechnungsverfahren und zugrundeliegenden Risikodaten konsistent zu den ökonomischen Messverfahren und Daten im Kreditrisikomanagement sind. Daraus resultieren adäquate Anforderungen an die Modellpflege und Validierung.

PPI besitzt eine umfassende Modell- und Validierungsexpertise:

  • Überprüfung der Bewertungsmethoden auf Angemessenheit und konsistente Verwendung von Bewertungsparametern bei gleichartigen Produkten in unterschiedlichen Systemen und Steuerungskreisen
  • IT-technische Implementierung von Bewertungsverfahren in die Rechnungslegungs- und Risikomanagementsysteme
  • Umsetzung des Risikodatenmanagements respektive der -migration

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 Mario Sladek PPI AG

Mario H. Sladek

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 Judith Jaisle

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