Regulatorische Kennzahlen als Steuerungsimpulse verstehen

Regulatorik ist längst keine auf das Meldewesen beschränkte aufsichtliche Pflichtveranstaltung mehr. Die Umsetzung regulatorischer Anforderungen ist Pflicht und Kür zugleich. Die neuen Vorgaben zur Sicherstellung der Risikotragfähigkeit und Stressresilienz führen zu einer Synchronisierung von regulatorischen und ökonomischen Risikokapitalanforderungen und damit zum Aufbrechen tradierter Steuerungskreise. Ein holistisches Verständnis der Wirkungsmechanismen im System der multiplen regulatorischen Kennzahlen ist inzwischen ein relevanter Wertschöpfungsfaktor – jedenfalls, sofern eine geschäftsmodellspezifische Analyse nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip erfolgt.

Kennzahlenbasierte Steuerung stützt sich auf institutsspezifische Freiheitsgrade und Engpassfaktoren

Lenkungsimpulse anhand von Kennzahlen zu geben, besteht aus deutlich mehr als dem beliebigen Aufzählen möglichst vieler Daten. Nur über ein intrinsisches Verständnis von Mechanik, Zusammenspiel und Wechselwirkung im System der multiplen Kennzahlen sind Schlussfolgerungen für eine effektive Gesamtbank- und Geschäftsfeldsteuerung möglich. Diese Sichtweise sollte sich auch in den obligatorischen Berichtsformaten widerspiegeln.

Insbesondere bei der Festlegung von Ziel- und Mindestgrößen sowie der Definition beziehungsweise Adjustierung von Limits zur Risikobegrenzung ist eine aufeinander abgestimmte Interpretation von Vorteil. Diese gesamtheitliche Sicht sollte den Berichtsaufbau und -umfang prägen. Auf Basis identifizierter Engpassfaktoren sowie bestehender Freiheitsgrade können vorausschauend Geschäftsentscheidungen getroffen werden. Auch für die risikoadjustierte Ertrags- und Kapitalplanung ist die Kennzahlenanalyse von großer Bedeutung.

Optimierungspotenziale bei Quantifizierungsverfahren nutzen

Eigenkapital – primär das regulatorische Kernkapital – ist und bleibt ein knappes Gut. Die rechtzeitige und vorausschauende Auseinandersetzung mit steuerungsrelevanten Ziel- und Mindestkennzahlen ist wesentlicher Erfolgsfaktor für den nachhaltigen Geschäftserfolg. Dies dient einerseits zur Erfüllung der SREP-Anforderungen und andererseits zur Umsetzung der Geschäfts- und Risikostrategie. Das auskömmliche Verhältnis der Eigenmittel zum Gesamtrisikobetrag – Total Risk Exposure Amount (TREA), vormals RWA – steht hierbei im Fokus.

Standardverfahren nicht außer Acht lassen

Eine Stellgröße ist die konsistente Implementierung der Quantifizierungsverfahren aus den Capital Requirements Regulations (CRR) im Meldewesensystem und im normativen Risikotragfähigkeitskonzept der Bank. Auswirkungsanalysen beziehungsweise Quantitative Impact Studies (QIS) sollten im Vorfeld für Art und Umfang der Quantifizierungsansätze ausschlaggebend sein. Konkret geht es hierbei um die Frage, ob Standard- oder komplexere interne Modellansätze angemessen sind. Der Kosten- und Nutzenaspekt bei der Wahl der Verfahren spielt immer dann eine Rolle, wenn Design, Kalibrierung und Auswirkung auf die Kapital- und Liquiditätskennzahlen materielle Optimierungspotenziale heben können. Im Umkehrschluss ist auch ein Rückbau von einer modellbasierten Quantifizierung zu robusteren Standardverfahren eine Option. Zumindest dann, wenn Komplexität, Risikogehalt und Geschäftsvolumen dies hinreichend begründen.

Kennzahlenbasierte Steuerung mit PPI

PPI verfügt über umfangreiche, praxiserprobte Expertise in der Modellanalyse und Implementierung angemessener Messverfahren sowie deren Einbindung in den Steuerungs- und Validierungsprozess. Unsere Experten unterstützen Banken und Sparkassen risikoartenspezifisch und -übergreifend in unterschiedlichen Aufgabenstellungen auf Basis einer institutsindividuellen Kennzahlenanalyse im Hinblick auf:

  • Weiterentwicklung des Berichtsdesigns – Analyse und Auswahl relevanter KPI und KRI
  • Ableitung und Weiterentwicklung eines effektiven Limit- und Steuerungssystems
  • Institutsindividuelle Risikotragfähigkeitskonzeption und Synchronisierung der Steuerungskreise
  • Ertrags-, Kapital- und Liquiditätsplanungsprozesse – TREA-Steuerung
  • Anpassung der Risiko- und Eigenkapitalstrategie
  • Geschäftsmodellanalyse zur Nachhaltigkeitsermittlung
  • Kennzahlenoptimierte Sanierungs- und Abwicklungsplanung, einschließlich Indikatoren und Handlungsoptionen
  • Implementierung toolgestützter Lösungen, etwa eines kennzahlenbasierten Steuerungscockpits
  • IT-technische Umsetzung bei der Weiterentwicklung von Kernbanksystemen und Softwarelösungen

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 Mario Sladek PPI AG

Mario H. Sladek

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Andreas Bruckner

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