IReF: Paradigmenwechsel im Meldewesen

Mit ihrer Vision für ein digitales Meldewesen möchte die Europäische Zentralbank (EZB) die Art und Weise der aufsichtlichen Meldungen von Banken grundlegend verändern. Die Strategie der EZB besteht aus zwei Komponenten: Dem Datenmodell und dem  Banks’ Integrated Reporting Dictionary (BIRD) sowie dem darauf aufbauenden Integrated Reporting Framework (IReF). Für die Zukunft des Meldewesens in Banken bedeutet dies eine granularere Datenlieferung an die Aufsicht. Perspektivisch löst dies eine Vielzahl von Meldebögen ab.

Konsistente und standardisierte Datenlieferungen durch IReF

Die EZB will mit den beiden neuen Komponenten BIRD und IReF der Kostenspirale im Meldewesen durch ständig neue regulatorische Anpassungen entgegenwirken. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg für viele Institute. Die Einführung eines umfassenden, granularen Datenmodells für alle Meldebereiche stellt Banken zunächst vor die Herausforderung, dieses in die eigenen Systeme zu integrieren und ihre Prozesse zur Datenanlieferung und Prüfung der Datenqualität gegebenenfalls anpassen zu müssen. Doch ergeben sich hieraus auch Chancen: Schließlich lässt sich aus einem konsolidierten Datenhaushalt für das Meldewesen auch Nutzen ziehen, der über das reine aufsichtliche Reporting hinaus geht.

Parallelen zur Einführung von AnaCredit

Bereits die Einführung der Kreditdatenstatistik AnaCredit war ein Schritt hin zu deutlich umfangreicheren Datenlieferungen im Meldewesen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich im Datenmodell von BIRD die Meldeinhalte für Kreditdaten und Vertragspartner-Stammdaten unter AnaCredit wiederfinden. BIRD und IReF führen den Ansatz einen Schritt weiter und geben der Aufsicht ein mächtiges Werkzeug zur Überwachung der Bankaktivitäten auf Ebene einzelner Geschäftsvorfälle an die Hand.

Prüfung der Datenqualität wird vorgegeben

Um sicherzustellen, dass die Sachverhalte in den aufsichtlichen Meldungen korrekt sind, führen Banken aktuell mit hohem Aufwand verbundene Prüfungen zur Datenqualität auf ihren internen Systemen durch. Auch hier soll IReF eine Erleichterung für Banken sein und die Kontrollen direkt auf BIRD anbieten. Beispielsweise durch Datenqualitätsregeln-as-a-Code lassen sich beide Modelle bei den Instituten technisch einfach integrieren und nutzen.

Meldewesensoftware

Die meisten Finanzinstitute nutzen für das Meldewesen eine Standardsoftware mit normierter Eingangsschnittstelle, die mit den Geschäfts- und Kundendaten der Bank beliefert wird. Diese Daten werden nach den Regularien der jeweiligen Meldung in den Kategorien der entsprechenden Meldebögen aggregiert ausgewiesen. IReF und BIRD gestatten den Finanzdienstleistern eine größere Unabhängigkeit von solchen Softwarelösungen. Zudem müssen sie für die Spezifika der einzelnen Meldebögen nicht mehr eigens Spezialisten beschäftigen. Auch wenn Softwareanbieter neue Lösungen für IReF und BIRD auf den Markt bringen, müssen Banken die Datenlieferungen für das Meldewesen mit den geforderten Inhalten ergänzen.

Einheitliche Auswertbarkeit

Die Einführung zentraler Aggregationslogiken sollen die Vergleichbarkeit europäischer Banken vereinfachen. Diese Modernisierung und Simplifizierung des Meldewesenapparats ist für die Aufgabenerfüllung der Bankenaufsicht dringend notwendig. Das soll auch aufwendige Ad-hoc-Anfragen in Zukunft deutlich reduzieren.

Datengetriebenes Reporting und Synergieeffekte

Derzeit sieht die Planung der EZB jeweils unterschiedliche Lösungsvarianten für die Lieferung und die Verarbeitung der granularen Meldewesendaten vor. Diese reichen von Pull- und Pushansätzen bis hin zu datengetriebenen Reporting-Lösungen. Bei Letzteren erstellt die Aufsicht die Meldebögen nach einheitlichen Kriterien aus den bereitgestellten Daten und liefert sie an die Banken zurück.

Insgesamt machen IReF und BIRD sowohl eine Transformation auf Daten- und Systemebene als auch eine organisatorische und prozessuale Neuausrichtung der Banken notwendig. Sie sollten mit einem offenen und gesamtheitlichen Blick auf die Anforderungen schauen und Chancen für sich wahrnehmen.

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Jens Diekmann

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