Eine besondere Bedeutung im internationalen elektronischen Zahlungsverkehr spielt heutzutage der freie und offene Standard ISO 20022: Financial Services – Universal financial industry message scheme. Der Standard zielt auf die Vereinfachung und Vereinheitlichung der globalen Kommunikation innerhalb des Finanzsektors. Gegenstand der Standardisierung sind unter anderem Begriffe, Abläufe und Nachrichtenformate. Damit soll ein weltweiter Austausch von Finanzinformationen zwischen Systemen ermöglicht werden. Die Nachrichten werden zwischen Kunde und Bank bzw. Bank und Bank ausgetauscht und sind als XML-Dokumente (Extensible Markup Language) repräsentiert.1 Dies ist ein Unterschied zu bisherigen Formaten, wie beim DTA-Format.
Hierfür wurde durch ISO 20022 eine große Menge an Nachrichtentypen standardisiert (zu finden unter www.iso20022.org/iso-20022-message-definitions). Für jeden Typ existiert eine formale Spezifikation der verfügbaren Elemente und Strukturen in Form von XML-Schema-Dateien. Zur eindeutigen Identifikation besitzt jeder Typ zudem einen Identifier bzw. Namen. Zudem sind die Nachrichtenbeschreibungen versioniert, sodass abweichende Versionen der zugrundeliegenden Nachrichtenbeschreibung unterschieden werden können. Jeder Nachrichtentyp ist geeignet, einen oder mehrere Geschäftsvorfälle (z. B. Einreichung einer SEPA-Überweisung) zu repräsentieren.
Nachfolgend sind einige relevante Nachrichten für die Kunde-Bank-Kommunikation aufgeführt:
Name | Nachricht |
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pain.001 | Überweisungen |
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pain.002 | Statusberichte |
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pain.008 | Lastschriften |
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pain.007 | Kundenrückgabe (customer to bank payment reversal) |
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camt.052 | Intraday Kontoumsätze |
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camt.053 | Tagesauszüge |
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camt.054 | Buchungsinformationen |
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camt.029 | Information zum Rückruf/Rückgabe (Resolution of investigation) |
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camt.055 | Kundenrückruf (customer payment cancellation request) |
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Für die Interbank-Kommunikation stehen ebenfalls entsprechende Nachrichten zur Verfügung (u. a. pacs-Nachrichten). Auch für Instant-Payments-Zahlungen werden ISO-20022-Nachrichten verwendet.
Durch ISO 20022 liegt somit eine einheitliche Beschreibungsform für den Nachrichtenaustausch im Finanzsektor vor. Auf dieser globalen Ebene wird zunächst pro Nachricht die insgesamt mögliche Menge an verfügbaren Elementen beschrieben.
Durch Einschränkungen der allgemeinen Vorgaben und durch zusätzliche Belegungsregeln (technisch und/oder fachlich) können Organisationen eigene Unterausprägungen von ISO-20022-Nachrichten für bestimmte Geltungsbereiche definieren.
Eine Organisation, die solche Konkretisierungen und zusätzlichen Regeln definiert hat, ist die CGI (Common Global Implementation) Group. Sie fokussiert sich auf den Nachrichtenaustausch im globalen und länderübergreifenden Zahlungsverkehr. Zugleich können vielfältige Zahlungsauftragsarten abgebildet werden. Es erfolgt dort keine Spezialisierung auf z. B. SEPA-Zahlungen.2
Eine weitere Organisation mit eigenen Festlegungen für ISO-20022-Nachrichten ist der European Payments Council (EPC).3 So werden vom EPC spezifische Implementation Guidelines veröffentlicht, die die Anwendung für SEPA-Zahlungen mittels ISO 20022 erläutern, wie etwa Überweisungen (ISO-20022- Benennung pain.001).4 Die Dokumente beschreiben eine Einschränkung der allgemeinen ISO-20022-Vorgaben, etwa welche Elemente zulässig sind und welche zusätzlichen zahlungsspezifischen Regeln zu beachten sind. So beinhaltet das EPC-Format nur solche Elemente, die für SEPA-Zahlungen erforderlich sind. Die Formatbeschreibung zu u. a. den zulässigen Werten liegt für das EPC-Format nur allgemein in einer textuellen Beschreibung vor.
Auf Länderebene wurden teilweise eigene ISO-20022-Ausprägungen abgestimmt. So wurden etwa für Deutschland durch die DK spezifische Vorgaben festgelegt, wie XML-Nachrichten gemäß ISO 20022 aufgebaut sein müssen und welche Regeln für die transportierten Informationen zu beachten sind. Es werden die verschiedenen Datenformate und Abläufe detailliert beschrieben sowie entsprechende XML-Schema-Dateien veröffentlicht.5 Ähnlich gilt dies für den Schweizer Finanzplatz. Die SIX (Swiss Infrastructure and Exchange) hat mit ihren Swiss Payment Standards entsprechende Festlegungen und Umsetzungsempfehlungen veröffentlicht, um die ISO-20022-Nachrichten zu realisieren. Darin enthalten sind konkrete Vorgaben, wie z. B. Überweisungsaufträge ausgetauscht werden können. Ebenso existieren Festlegungen für landeseigene Zahlungsaufträge, wie Schweizer Lastschriften.6
Sowohl die Vorgaben der DK als auch diejenigen der SIX übernehmen verschiedene Festlegungen der EPC-Vorgaben, gestalten jedoch landesspezifisch die ISO-20022-Vorgaben aus. Somit stellen die DK- und SIX-Vorgaben Konkretisierungen der EPC-Vorgaben dar. Insbesondere liegen die Formatbeschreibungen teilweise detaillierter als XML-Schema-Bestandteile vor, anders als beim EPC-Format. Es lassen sich dadurch viele Prüfungen direkt anhand des XML-Schemas durchführen (z. B. beim DK-Format). Allen gemein ist jedoch die ISO-20022-Basis in Form der universellen XML-Beschreibung.
Des Weiteren bieten etwa die SIX-Vorgaben den Finanzinstituten einen Rahmen für individuelle Ausgestaltungen, z. B. abhängig vom angebotenen Leistungsportfolio des Institutes.
Darüber hinaus existiert für Frankreich eine durch das CFONB herausgegebene Implementierungsbeschreibung für die dortige ISO-20022-Verwendung von unter anderem pain.001-Zahlungen7 (SEPA, Nicht-SEPA usw.) oder pain.008-SEPA-Lastschriften8. In den Dokumenten werden die verschiedenen Ausprägungen unterschieden.
Ausgehend von der sehr allgemeinen Beschreibung des ISO-20022-Standards werden die verschiedenen Ausprägungsvarianten somit stets konkreter und spezifischer bzw. restriktiver.
Die ISO-20022-Nachrichten werden mittels EBICS als Upload- bzw. Download-Transaktionen kommuniziert (siehe Abschnitt EBICS-Abläufe). So wird etwa die pain.001-Nachricht (Überweisung) mittels EBICS vom Kundensystem an die Bank gesendet (siehe Abschnitt SEPA-Zahlungsverkehr). Der Abholauftrag für den dazugehörigen pain.002-Statusbericht wird ebenfalls via EBICS erteilt (siehe Abschnitt SEPA-Zahlungsverkehr).
Die pain.002-Nachrichten können je nach Ausprägung des ISO-20022-Standards Positiv- und/oder Negativmeldungen zu Zahlungsaufträgen beinhalten. So ist es einer Bank mit einer pain.002-Nachricht möglich, maschinenlesbar für das verarbeitende Kundensystem auf Fehlergründe für zurückgewiesene Überweisungsaufträge hinzuweisen. Das Kundensystem kann diese Fehler geeignet berücksichtigen. Anhand verschiedener Statuscodes kann über den Status des Gesamtauftrags oder einzelner Teiltransaktionen informiert werden. Insbesondere kann ein Überweisungsauftrag, bestehend aus mehreren einzelnen fehlerhaften und fehlerfreien Transaktionen, partiell verarbeitet werden. Dabei würde die Verarbeitung nur die fehlerfreien Transaktionen berücksichtigen, wohingegen die fehlerhaften Transaktionen ausgesteuert würden und dem Kunden gemeldet werden. Fehlerinformationen und Reaktion sind damit sehr feingranular und maschinengestützt möglich.9